Auf Achse mit „Easi Ap“: neue Chancen für Jugendliche

Der Arbeitsmarkt bietet derzeit gute Chancen. Doch das gilt nicht für alle jungen Menschen. Jugendliche und junge Erwachsene mit Benachteiligen – von fehlenden Schulabschlüssen über psychische Erkrankungen bis hin zu starken Rückzugstendenzen – sind aus den Regel- und Hilfesystemen entkoppelt. Genau diese jungen Menschen sucht die Jugendberufshilfe Essen (jbh) im Projekt „Easi Ap“ (Erreichen, aufbauen, sichern der Anschlussperspektive) im Auftrag des JobCenter Essen auf, um sie auf dem Sprung zurück in die Gesellschaft zu unterstützen. Thomas Wittke, Geschäftsführer von Jugendhilfe und Jugendberufshilfe Essen, begleitete die aufsuchende Arbeit von Easi Ap einen Tag lang.

Aufsuchende Arbeit in den Stadtteilen (v. l. n. r.): Jan Schulz, jbh-Sozialarbeiter bei Easi Ap, Thomas Wittke, Geschäftsführer von Jugendhilfe und Jugendberufshilfe Essen, und Konstantin Weiß, jbh-Sozialpädagoge bei Easi Ap, fahren von Tür zu Tür, um die Teilnehmenden zu erreichen. Fotos: Müller/jbh

Sicherheit geht vor: Die Easi-Ap-Mitarbeitenden sind grundsätzlich in Zweierteams unterwegs, denn manchmal geht’s in gefährliche Gegenden.

Bevor das jbh-Team konkrete Hilfsangebote machen kann, stehen die Mitarbeitenden zunächst vor der Aufgabe, überhaupt einen Kontakt aufzubauen. Folgt auf die erste offizielle Einladung keine Reaktion, bedeutet das von Tür zu Tür fahren: „Wenn wir niemanden direkt antreffen, lassen wir eine handgeschriebene Postkarte mit der Bitte um Rückmeldung da“, erklärt Philipp Horstmann, Bereichsleiter „Beratung“ und „Gesundheit“ bei der Jugendberufshilfe Essen, „das ist persönlicher.“ Mit amtlichen Schreiben sind die Teilnehmenden oft überfordert, so dass diese nicht selten ungeöffnet auf dem Papierstapel oder gleich im Müll landen.
Jugendhilfe- und Jugendberufshilfe-Geschäftsführer Thomas Wittke weiß, wie herausfordernd der Job ist: „Die Kolleg*innen machen knallharte aufsuchende Sozialarbeit und werden emotional stark beansprucht.“ Der erste Tour-Stopp ist an der Lindenallee 55 in der Essener Innenstadt. Am dort beheimateten Diakoniezentrum Mitte gibt es ein Postfach für Wohnungslose. Hier können die Jugendberufshilfe-Pädagog*innen lediglich die Postkarte einwerfen und auf Rückmeldung hoffen. Die nächste Adresse ist im Nordostviertel. Vor dem Häuserblock türmt sich der Sperrmüll, stehen Container und ein herrenloser Einkaufswagen. Die Easi-Ap-Mitarbeitenden sind zur Sicherheit in Zweierteams unterwegs, denn es kann immer passieren, dass sie in brenzlige Situationen kommen. Diesmal läuft alles glatt, der Teilnehmende ist da und verspricht sich zu melden. Der letzte Besuch des Nachmittags ist in einer ruhigen Wohngegend in Frohnhausen. Die junge Frau ist zu Hause, vereinbart direkt einen Termin mit dem jbh-Team und bestätigt diesen anschließend sogar per WhatsApp. Unterm Strich eine erfolgreiche Runde.

Jugendliche zurück in die Gesellschaft bringen
Das Aufsuchen der jungen Menschen ist jedoch nur der erste Schritt. Im Kern geht es bei Easi Ap um Beziehungsarbeit. Die Jugendberufshilfe-Mitarbeitenden müssen im Projektzeitraum von einem Jahr das Vertrauen der Teilnehmenden gewinnen, ihre ersten Ansprechpartner*innen werden: „Die jungen Erwachsenen sollen wieder fest in den Sozialstrukturen verankert werden und Hilfsangebote annehmen können“, erläutert jbh-Bereichsleitung Philipp Horstmann.
Zentrale Anlaufstelle dafür ist der Jugendberufshilfe-Standort am Palmbuschweg 7 bis 9 in Altenessen. Hier können sich die Jugendlichen aufhalten, in unterschiedlichen Gewerken wie Tischlerei, Küche oder Kreativwerkstatt verwirklichen oder an Workshops zu unterschiedlichen Themen teilnehmen. „Die jungen Menschen sind frei in der Wahl ihrer Aktivitäten“, betont Philipp Horstmann. Auf dem Workshop-Programm stehen beispielsweise „Essen entdecken mit dem Sozialticket“, „Besuch bei der Jugendfarm“ sowie psychologischer Support. Es gibt aber auch eine Kleiderkammer für die Teilnehmenden sowie Computer mit Wlan, um z. B. Bewerbungen zu schreiben. Zusätzlich unterstützen die Easi-Ap-Mitarbeitenden bei individuellen Problemen. Sie begleiten unter anderem bei Behördengängen, helfen bei Schwierigkeiten mit dem*der Vermieter*in oder packen beim Umzug mit an. Am Ende der zwölf Monate stehen bestenfalls eine Anschlussperspektive und ein selbstbestimmtes Leben.

Thomas Wittke unterstreicht die große Bedeutung niedrigschwelliger Angebote wie Easi Ap: „Heutzutage brauchen junge Menschen nicht nur Hilfe, um ihre Ausbildung erfolgreich zu absolvieren. Wir müssen die Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Jugendberufshilfe viel früher abholen. Wir unterstützen beim Aufbau einer Tagesstruktur, vermitteln soziale Kompetenzen und helfen, wenn sie in Schwierigkeiten geraten. Damit geben unsere Mitarbeitenden den jungen Menschen die Chance, sich ein eigenes Leben aufzubauen.“

Aufsuchende Arbeit in den Stadtteilen (v. l. n. r.): Jan Schulz, jbh-Sozialarbeiter bei Easi Ap, Thomas Wittke, Geschäftsführer von Jugendhilfe und Jugendberufshilfe Essen, und Konstantin Weiß, jbh-Sozialpädagoge bei Easi Ap, fahren von Tür zu Tür, um die Teilnehmenden zu erreichen. Fotos: Müller/jbh

Sicherheit geht vor: Die Easi-Ap-Mitarbeitenden sind grundsätzlich in Zweierteams unterwegs, denn manchmal geht’s in gefährliche Gegenden.

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