Nun haben sich Projektleiter Martin Stichler und seine Mitstreiter für eine Woche in der Essener Weststadthalle einquartiert und bauten verschiedene Erlebnis-Stationen für Schulklassen und Jugendgruppen auf. Das Ziel lautet stets: „Wie können wir junge Leute dazu bringen, Demokratie und Pluralismus erfahrbar machen? Und was bedeutet Demokratie im täglichen Umgang?“, fasst der Jugendhilfe-Pädagoge die Idee hinter dem Projekt zusammen.
Nadine Egelhof ist Lehramtsstudentin und betreut den Stand von Amnesty International ehrenamtlich. Sie vollzieht mit den Schülerinnen und Schülern an ihrer Station Rollenspiele. Die Jugendlichen schlüpfen in das Leben von jungen Menschen aus China, dem Sudan, der Türkei sowie Deutschland und sollen beschreiben, wie sie sich in vorgegebenen Chrakteren und Situationen fühlen, was sie dürfen, welche Rechte sie haben: „Du bis Acai, weiblich, ein Teenager und lebst im Sudan.“ Oder: „Du bis Füsun, weiblich, bist von Beruf Journalistin und lebst in der Türkei.“ Aber auch: „Du bis Emma, weiblich, Studentin und lebst in Deutschland.“
Die unterschiedliche subjektive Wahrnehmung einzelner Teilnehmer wird diskutiert und mit realen Fakten abgeglichen. Dabei sind auch die Medien, soziale Netzwerke und eventuell verzerrte Bilder, Beobachtungen und Wahrheiten ein Thema. Dann geht es zur nächsten von insgesamt sieben Stationen, an denen Demokratie jeweils auf ganz andere Weise erlebt und zugänglich gemacht wird.
„Wir versuchen mit erlebnisorientierten Übungen zu arbeiten. Dabei steht neben dem Spaß mit Gleichaltrigen auch Mitgestaltung und Mitbestimmung im Mittelpunkt“, erklärt Stichler. Martin und seine Mitstreiter wollen genau wie „Die Ärzte“ zum Mitmachen anregen: „Lass uns diskutieren, denn in unserem schönen Land, sind zumindest theoretisch alle furchtbar tolerant. Worte wollen nichts bewegen, Worte tun niemandem weh. Darum lass uns drüber reden. Diskussionen sind ok."
Demokratie erleben in der Weststadthalle