„Besonders im Kopf geblieben sind den Trainern Dialoge mit Menschen, die grade erst im Viertel angekommen sind und ihre Situation, ihre Eindrücke geschildert haben“, weiß Jonas Ploeger von der Jugendhilfe Essen (JHE). Fluchterfahrungen, der Zwang, die alte Heimat zu verlassen, Hoffnungen, Ängste, Wünsche und Vorstellungen kamen dabei zutage und zeigten die völlig unterschiedliche Lebenssituation der Nachbarn im Viertel.
„Die Gesprächspartner haben sich im Anschluss aus der Gruppe gelöst, um Erfahrenes und Gehörtes intensiv verarbeiten und zulassen zu können“, erinnert sich JHE-Pädagoge Ploeger. Nach Ende der Gespräche haben sich die Trainer nochmals mit dem Thema auseinandergesetzt und merkten schnell, wie eigene Erfahrungen das Heimatgefühl prägen, Wertigkeiten setzen und die Persönlichkeit prägen. „Durch den gegenseitigen Austausch entwickelte sich ein emotionales Verständnis abseits politischer, ideologischer und religiöser Unterschiede füreinander, der Dialog wurde als Werkzeug zum Miteinander entdeckt“, ist Ploeger zufrieden.
Zum Wandbild weiterentwickelt
Durch die Gespräche hat sich unter den Trainern der eigene Blick verändert, vorherige Ansichten wandelten sich von einem eher kulturellen Blick hin zu einer emotionaleren Sicht auf den Begriff der Heimat. „Das Erlebte, Gehört und Gefühlte wurde zum Projektabschluss gemeinsam mit einem Künstler zu Entwürfen für Wandbilder weiterentwickelt“, erzählt Ploeger. Diese Entwürfe wurden dann mit Kindern auf Stromkästen im Stadtteil sowie auf verschiedene Wände im Südostviertel übertragen.
Demokratie Leben! Partnerschaften für Demokratie
Zum Hintergrund: Um aktuellen Tendenzen zu Radikalisierung junger Menschen entgegenzuwirken, beteiligt sich die Kinder- und Jugendarbeit der Jugendhilfe Essen gGmbH seit Mai 2015 an der örtlichen Umsetzung des Bundesprojekts „Demokratie Leben! Partnerschaften für Demokratie“ und stellt die hiesige Fachstelle. Die JHE arbeitet dabei eng mit dem Jugendamt und dem Fachbereich „Interkulturelle Orientierung / Kommunales Integrationszentrum Essen“ zusammen. Diese Partnerschaft für Demokratie soll sich laut Bundesleitlinie dafür stark machen, dass sich „eine lebendige und vielfältige Demokratie vor Ort sowie eine Kultur der Kooperation, des respektvollen Miteinanders, der gegenseitigen Anerkennung und Unterstützung weiter entwickelt.“
Demokratie leben! Das Gefühl von Heimat