„Facettenreich“: mit Kindern für alle!

Seit Beginn dieses Schuljahres befinden sich sämtliche Ganztage an Essener Grundschulen in der Trägerschaft der Jugendhilfe Essen (JHE). Fachbereichsleiterin Annette Tischler und ihr Team achten nicht nur auf einen organisatorisch guten Ablauf, sondern auch auf wichtige pädagogische Schwerpunkte in der täglichen Arbeit mit den Schüler*innen. Ein wichtiger Baustein und ein echtes Highlight ist das soziale Projekt „Facettenreich“, welches 2020 für die Öffentlichkeit Premiere feierte. Wir haben mit den beteiligten Künstler*innen Susanne Wolff und Jachya Freeth, selbst absolute „Überzeugungstäter*innen“, über den kreativen Weg mit den Kindern gesprochen. Es bleibt die Frage: Wer lernt hier von wem?

Tolle Künstler und Projektpartner: Jachya Freeth und Susanne Wolff leben das Projekt „Facettenreich“. (Foto: Capitain/JHE)

Kinder bei der konzentrierten Arbeit …

… und stolz vor der fertigen Tugendwand der Adolf-Reichwein-Schule. (Fotos: Jachya Freeth und Susanne Wolff)

Die nächste Schule ist bunt und voller bebilderter Tugenden. In den Sommerferien waren Susanne Wolff und Jachya Freeth in der Grundschule Überruhr zu Gast und unterstützten die Kids und das Team um Erzieher Dominik Schröder bei der Umsetzung. (Foto: GS Überruhr)

Beide haben schon mit dem Projekt WAENDE SÜDOST vor zehn Jahren, im September 2012, in Essen auf sich aufmerksam gemacht, als sie mit Projektleiter Florian van Rheinberg und weiteren deutschen und internationalen Künstler*innen den öffentlichen Raum des Südostviertels in einer groß angelegten Aktion aufgewertet haben.

Van Rheinberg ist mittlerweile beim Jugendamt der Stadt Essen zentral für politische Jugendbildung zuständig und hat die Beteiligungsaktion gemeinsam mit der Jugendhilfe Essen und Erzieherin Anne Marth, die mittlerweile stadtweite „Facettenreich“-Koordinatorin ist, an der Cosmas-und-Damian-Schule unterstützt und ein gemeinsames Handbuch entwickelt. Dann kamen wieder Susanne Wolff und Jachya Freeth ins Spiel mit den Wänden im öffentlichen Raum.

„Facettenreich“ und die Tugenden
Doch zunächst: Was ist „Facettenreich“? Im Zentrum des Konzepts stehen acht Tugenden, Charakterstärken oder Eigenschaften. Im zugehörigen Handbuch sind die Ziele des Projekts, zentrale Rituale und Methoden festgehalten. Die Entwicklung hat gute zwei Jahre gedauert. Die ganze Zeit über waren die Kinder des Offenen Ganztags in den Prozess miteinbezogen. Viele Tugenden wurden getestet und acht Stück durften bleiben: Achtsamkeit, Mut, Friedlichkeit, Selbstfürsorge, Verantwortung, Dankbarkeit, Wissen und Kreativität. Diese Werte sind nicht abstrakt, sondern werden von den Kindern mit konkretem Leben gefüllt – und gemeinsam mit Wolff und Freeth als sichtbare Figuren an die Wände der teilnehmenden JHE-Grundschulen gebracht.

Jachya Freeth schreibt im Begleitbuch zur Aktion an der Adolf-Reichwein-Schule im Dezember 2021: „Durch das Vergrößern und ,Verewigen‘ ihrer Zeichnungen auf einer Wand im öffentlichen Raum erfahren die Kinder Selbstwirksamkeit, denn sie haben bleibenden Einfluss auf ihre Umgebung, mit der sie sich verbundener fühlen. Sie erlangen Selbstvertrauen, denn sie können hören, sehen und spüren, dass ihre Kreativität und ihre Geschichten wertgeschätzt werden.“ Deshalb auch das Buch, welches die Kinder in zweifacher Ausführung mit nach Hause nehmen durften. Folge: „Die Eltern sehen die tolle Arbeit und die Kinder erfahren noch mehr Wertschätzung.“

Natürlich auch von den Künstler*innen selbst: „Mich haben die Zeichnungen der Kinder geflasht“, so Freeth. „Hier bekommen ihre Ideen ganz viel Platz, unsere eigenen spielen keine Rolle“, ergänzt Wolff, „wir nehmen so wenig Einfluss wie möglich.“

Qualität der Beziehungen hat sich geändert
Lisa Kauerhof, Jugendhilfe-Erzieherin an der Adolf-Reichwein-Schule, erinnert sich im Vorwort des Buches: „Der Anfang war nicht immer einfach, aber mit der Zeit wurde es immer leichter. Die Qualität unserer Beziehungen hat sich enorm geändert. Der Höhepunkt auf unserem Weg war die Gestaltung der Schulwände.“ Susanne Wolff betont: „Die Kinder waren konzentriert, fokussiert und höflich.“ Die Erfahrung in allen teilnehmenden Schulen zeigt: „Facettenreich“ tut den Beteiligten, dem Zusammenleben und der Atmosphäre spürbar gut.

Es geht um das Miteinander an Orten, in denen viele unterschiedliche Herkünfte, Kulturen, Sichtweisen und soziale Umgebungen aufeinandertreffen und miteinander lernen. „Facettenreich“ gibt allen Raum, sich zu entfalten: „Die Kinder bringen viel mit aus ihrer Kultur – das ist erkennbar, macht die Zeichnungen vielfältig und auch für uns immer wieder neu“, begeistert sich Jachya Freeth, der sich selbst inspiriert fühlt „zu versuchen wie Kinder zu malen.“ Selbstverständlich hat das Künstler-Paar große Lust an weiteren Schulen aktiv zu werden.

Der Ganztag bei der Jugendhilfe Essen ist schon jetzt facettenreich, aber das Projekt wird weiter ausgerollt und viele weitere Schulwände zieren – es gibt auch noch genug zu tun und viel voneinander zu lernen!

Um „Facettenreich“ an Ihre Schule zu holen, wenden Sie sich an Ihre Fachberater*innen oder direkt an die zuständige Koordinatorin Anne Marth. Die JHE freut sich über viele Übungsleiter*innen, die sich für das Projekt interessieren und Lust hätten, Teil dieser spannenden Veränderung zu werden. Sie melden sich telefonisch unter 0201/24673846 oder per Mail an a.marth@jh-essen.de.

Tolle Künstler und Projektpartner: Jachya Freeth und Susanne Wolff leben das Projekt „Facettenreich“. (Foto: Capitain/JHE)

Kinder bei der konzentrierten Arbeit …

… und stolz vor der fertigen Tugendwand der Adolf-Reichwein-Schule. (Fotos: Jachya Freeth und Susanne Wolff)

Die nächste Schule ist bunt und voller bebilderter Tugenden. In den Sommerferien waren Susanne Wolff und Jachya Freeth in der Grundschule Überruhr zu Gast und unterstützten die Kids und das Team um Erzieher Dominik Schröder bei der Umsetzung. (Foto: GS Überruhr)

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