„Geduldet“ oder einfach vergessen?

Der Zungenbrecher „Jugendliche mit ungesichertem Aufenthalt“ meint ein laufendes Asylverfahren oder eine ausgesetzte Abschiebung. Für die Betroffenen entsteht gerade im Übergang von Schule in den Beruf ein Teufelskreis. Gefördert von der Robert-Bosch-Stiftung veröffentlicht die Gesellschaft für prospektive Entwicklungen (Zoom e.V.) im Februar 2014 eine Studie zur brisanten Thematik. Eine Veranstaltung in Kooperation mit der Jugendhilfe Essen gGmbH (JHE) am 9. Dezember 2013 im Lighthouse Essen steckte das Themenfeld ab und brachte Erkenntnisse über die Essener Situation.

JHE-Geschäftsführer Jochen Drewitz weist auf tagespolitische Bezüge hin.

Experten auf dem Gebiet: Dr. Doreen Müller (Zoom e.V.), Barbara Nägele (Zoom e.V.), Ina Wolbeck (JHE) und Jochen Drewitz (Geschäftsführer JHE).

Interessiert lauschten die Zuhörer Referentin Ina Wolbeck.

Schon viele Jahre sehen sich soziale Einrichtungen und Behörden mit Jugendlichen im ungesicherten Aufenthaltsstatus konfrontiert. Allein in Nordrhein-Westfalen leben knapp 26000 Menschen in Duldung. Manche bereits in der dritten Generation. Kern der Problematik: Nicht nur wird die Duldung zum Dauerzustand, fürs Bleiberecht ist eine Arbeit Pflicht – aber welcher Arbeitgeber möchte einstellen, wenn auf dem Papier jederzeit die Abschiebung droht? „Ein geregelter Übergang von der Schule in den Beruf wird für die Betroffenen fast unmöglich“, erläutert JHE-Pädagogin und Expertin Ina Wolbeck. Jugendliche mit Aufenthaltsgestattung befinden sich noch in einem laufenden Asylverfahren, dass heißt, dass über ihren endgültigen Verbleib in Deutschland noch nicht entschieden ist. Dies wiederum führt sowohl bei den Betroffenen als auch bei potenziellen Arbeitgebern zu planerischen Unsicherheiten.

Zum Thema veröffentlicht der Zoom e.V. im Februar 2014 eine Fallstudie mit Interviews von Betroffenen und Beteiligten aus fünf deutschen Städten. Am 9. Dezember stellten Dr. Doreen Müller und Barbara Nägele von Zoom e.V. die Ergebnisse der Studie im Seminarraum des Lighthouse Essen vor – den Essener Bezug stellte Ina Wolbeck von der JHE her.

Jochen Drewitz, Geschäftsführer der JHE, eröffnete die Veranstaltung: „Das Problem besteht schon lange und ist bisher ungelöst. Der Vortrag leistet einen Beitrag dazu, das Thema noch einmal in die Aufmerksamkeit zu rücken.“ Danach präsentierten Müller und Nägele ihr Konzept und einige Ergebnisse aus der Studie. „Uns interessierten besonders die Perspektive der Jugendlichen, welche Auswirkungen die Rahmenbedingungen auf ihr Handeln haben und wie sich die Erkenntnisse in der Praxis anwenden lassen“, erklärt Dr. Müller.

Mitten aus der Praxis und mit langjähriger Erfahrung referierte Ina Wolbeck. Ihre Darstellung warf ein Licht auf die Verhältnisse in Essen, die eine rege Diskussion hervorrief. Die rund 30 Beteiligten aus Einrichtungen und Ämtern brachten dabei verschiedene Lösungsvorschläge, Meinungen und Ideen ein.

„Das größte Problem ist die fehlende Information“, weiß Wolbeck. Deshalb ist ein großes Ziel von Zoom e.V. die Veröffentlichung eines Info-Flyers, der Mitarbeiter/-innen von Behörden und sozialen Einrichtungen einen Einstieg ins Thema erlaubt. Der Flyer wird zusammen mit der Studie im Februar 2014 herausgegeben. „Wir freuen uns sehr, dass wir mit der Jugendhilfe Essen den Vortrag halten konnten“, resümiert die Referentin Barbara Nägele nach der gelungenen Veranstaltung.

Hier geht es zur Internetseite der Gesellschaft für prospektive Entwicklungen.

Text und Fotos: Alexander Müller/JHE

JHE-Geschäftsführer Jochen Drewitz weist auf tagespolitische Bezüge hin.

Experten auf dem Gebiet: Dr. Doreen Müller (Zoom e.V.), Barbara Nägele (Zoom e.V.), Ina Wolbeck (JHE) und Jochen Drewitz (Geschäftsführer JHE).

Interessiert lauschten die Zuhörer Referentin Ina Wolbeck.

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