Als es dann langsam immer wärmer wurde, tauchten deren Sämlinge fast überall auf dem Gelände auf: „Auch das indische Springkraut sowie der japanische Staudenknöterich wuchsen nun an vielen Stellen schnell aus dem Boden. Das Unkraut hat an vielen Stellen die ursprünglichen, heimischen Pflanzen fast komplett verdrängt!“ Seitdem arbeitet Andreas Koch mit rund zwölf Teilnehmern der Gemeinwohlarbeit tagtäglich daran, das weite Gelände des unter Denkmalschutz stehenden Industriedenkmals wieder auf Vordermann zu bringen und die „Invasion der eingeschleppten Pflanzen“ zurückzudrängen.
Jochen Drewitz, Geschäftsführer der JHE, war zu Beginn der Ferien vor Ort und besuchte den Eisenhammer gemeinsam mit Mitgliedern des Konsortiums Deilbachtal (Ruhr Museum, Historischer Verein, Bürgerschaft Kupferdreh, Verein Idee): „Die Jugendlichen haben hier richtig angepackt und schon viel geschafft. Das ganze Gelände um die Arbeiterhäuser und das Meisterhaus ist mittlerweile in einem viel besseren Zustand.“
Auch das historische Pflaster zwischen dem ehemaligen Obergraben und dem mit Naturschiefer verkleideten Haupthaus wurde in mühevoller Kleinarbeit wieder freigelegt. Im Flur arbeiten inzwischen Maler und Lackierer der JHE daran, auch das Innenleben in Gemeinwohlarbeit wieder aufzuhübschen.
Historisches Pflaster freigelegt
Im Garten des Meisterhauses hat Andreas Koch mit den Jugendlichen aktiv gepflanzt und kann so die einstige Idee der Gesamtanlage deutlich machen. Professor Theo Grütter, Direktor des Ruhr Museums, ist angetan von der Entwicklung am Unterlauf des Deilbachs: „Wir haben im Rahmen des Essener Konsenses schon einige Kooperationen mit der Jugendberufshilfe und dem JobCenter erlebt, zum Beispiel am Halbachhammer im Nachtigallental und in der „Musterwohnung“ auf der Essener Margarethenhöhe. Wir sind jedes Mal begeistert von der Zusammenarbeit. Man sieht das hier: Es ist unglaublich wichtig, dass sich jemand um dieses Industriedenkmal kümmert.“ Dann richtete sich der Leiter des Ruhr Museums direkt an die jugendlichen Teilnehmer und Anleiter Andreas Koch: „Danke für das Engagement!“
Jochen Drewitz unterstrich seinerseits die perfekte Arbeitsplatzbeschreibung: „Dies ist ein Paradebeispiel für funktionierende Gemeinwohlarbeit, was die guten Teilnehmerzahlen belegen. Die Aufgabe ist wichtig für die Allgemeinheit, die Teilnehmer haben also eine Verantwortung – und man sieht die Erfolge, man sieht am Abend, was man den ganzen Tag über geschafft hat.“
Das schönste Tal in Essen pflegen
Neben der Alltagsarbeit nehmen die jungen Essener am Eisenhammer viele weitere Informationen in Sachen Stadtgeschichte und Handwerkskunst mit. Der Deilbachhammer gilt als letztes Hammerwerk des Ruhrgebiets an seinem Originalschauplatz. Die Anfänge der unmittelbar am Bachlauf gelegenen Schmiede gehen bis in das 16. Jahrhundert zurück. Für das „Konsortium Deilbachtal“ fasst Hans Schippmann vom Historischen Verein die Situation ganz einfach zusammen: „Das hier ist das schönste Tal in Essen, dieses Kleinod gilt es zu pflegen!“
Genau das tut Andreas Koch mit seinen Teilnehmern.
Konsortium Deilbachtal
Das „Konsortium Deilbachtal“ ist ein ehrenamtlich arbeitendes Gremium, das sich 2013 innerhalb der Stadtverwaltung aus einem Arbeitskreis zur Kulturlandschaft Deilbachtal konstituierte. Das Konsortium besteht aus jeweils zwei Mitgliedern des Historischen Vereins zur Geschichte von Stadt und Stift Essen (Hans Schippmann, Klaus Kaiser), der Bürgerschaft Kupferdreh e. V. (Wolfgang Rüskamp, Otto Grimm), dem Verein IDEE e. V. – Initiative Denkmäler Essens erhalten (Prof. Ulrich Borsdorf, Günter Samsel) und dem Ruhr Museum. (Prof. Heinrich Theodor Grütter, Achim Mikuscheit). Die Arbeit des Konsortiums geschieht in enger Verbindung mit dem Kulturdezernat der Stadt Essen. Die Aufgabe des „Konsortiums“ besteht in dem Versuch, in Zeiten leerer kommunaler Kassen nachhaltige Zukunftsperspektiven für die Kulturlandschaft Deilbachtal anzuschieben. Schwerpunkt der Tätigkeit ist zurzeit die Sanierung des in städtischen Besitz befindlichen und in seinem baulichen Erhalt gefährdeten Eisenhammers. Hierzu konnten in 2014 grundlegende Gutachten zu den Gebäuden wie auch dem dazugehörigen Landschafts- und Gewässerraum in Auftrag gegeben und zusammen mit der BV VIII finanziert werden. Auf Grundlage dieser Gutachten wurden in 2015 verschiedene Förderanträge zur Sanierung des Denkmals in die Wege geleitet. Die Beantragung und Realisation der Bildungsmaßnahme im Gala-Baubereich zusammen mit der Jugendhilfe Essen war ein erster und wichtiger Schritt, um das Gebäudeensemble mit seinen großen Gartenflächen vor weiteren Schäden zu bewahren und die dazu notwendige Grünpflege zu gewährleisten.
Hier geht's zur Internetseite der Gemeinwohlarbeit.
GWA: Jugendberufshilfe am Deilbachhammer