„Man arbeitet jahrelang für eine Hebung, die dann gerade einmal 0,8 Sekunden dauert“, bringt Lino Ruppel, der die AG gemeinsam mit dem Jugendhilfe-Erzieher Kevin Kellmann umsetzt, den Kern des Gewichthebens auf den Punkt. Ruppel ist Coach beim KSV Bochum 1898 e.V. und Landestrainer beim Gewichtheber-Verband NRW. Er begleitet die AG, seit sie vor anderthalb Jahren ins Leben gerufen wurde.
Die Gewichtheber*innen-AG ist eins der vielfältigen Angebote, die die Jugendhilfe an den stadtweit 88 OGS-Standorten in Essen organisiert, wie Anna Kocinski, Bereichsleitung im Offenen Ganztag der Jugendhilfe Essen, erklärt: „Wir decken verschiedene Bildungsbereiche ab, beispielsweise zu Themen wie Bewegung, Gesundheit, Sprache, Kultur oder MINT. Die AGs und Aktionen orientieren sich immer an den Bedarfen und Interessen der Ganztagskinder.“
„Reicht nicht, nur stark zu sein!“
So war es auch an der Regenbogenschule. Einer der Lehrer war Gewichtheber und ebenfalls Coach beim KSV Bochum. Da er bei einigen Grundschüler*innen großes Potenzial sah, schlug er den Kids eine Probesession vor. Nach der Einheit waren die Kinder Feuer und Flamme und flugs wurde das Gewichtheben zum regelmäßigen Angebot. Die AG findet mittlerweile dreimal die Woche statt: Donnerstag und Freitag steht Athletiktraining auf dem Plan, am Mittwochnachmittag geht’s ans eigentliche Gewichtheben.
„Gewichtheben vereint so viele Aspekte“, berichtet NRW-Landestrainer Ruppel, „es reicht nicht, einfach nur stark zu sein.“ Gefragt sind unter anderem Schnelligkeit, Koordination und eine perfekte Technik. Entsprechend ist das Ziel der AG nicht, dass die Kinder möglichst viel Gewicht stemmen. Stattdessen sollen die Voraussetzungen geschaffen werden, dass sie den Sport später gut und gesund ausüben können. Mit leichten Lasten und durch Athletiktraining entwickeln die Kinder die notwendigen körperlichen Fähigkeiten und eine effiziente Technik: „Wenn die Kinder das Gewichtheben richtig lernen, schützt genau das vor Verletzungen“, erklärt Lino Ruppel.
Kinder wachsen über sich hinaus
Im Gewichtheben gibt es verschiedene Disziplinen. Die Kinder lernen das sogenannte „Reißen“. Während die Hantel beim „Stoßen“ zunächst auf Schulterhöhe gezogen wird und dann über den Kopf, ist das Reißen eine einzige flüssige Bewegung – von der Hocke in die Höhe. Praktisch sieht das so aus, dass die Kinder jeden einzelnen Schritt separat lernen: „Wir brechen eine Gesamtbewegung auf mehrere Teilpositionen herunter“, erläutert Ruppel. Den kompletten Fluss – vom Boden bis hoch über den Kopf – machen die Kinder erst, wenn alle Schritte perfekt sitzen. Die Positionen gehen die Kids dann während des Trainings nach und nach durch. Abhängig vom Alter haben die Kinder nur die Hantelstange ohne Gewichte oder auch schon leichtere Scheiben von ein paar Kilogramm. Trotzdem ist das Reißen nicht ohne: „Es gehört Mut dazu, sich unter die Last zu werfen“, bestätigt Lino Ruppel.
Ergänzt werden die herausfordernden Übungen durch spaßige Spiele. So starten die Kinder zum Beispiel mit „Zombie“-Ball und können sich beim Toben auspowern.
Wie positiv sich das Gewichtheben auf die Entwicklung der Ganztagsschüler*innen auswirkt, weiß OGS-Bereichsleitung Anna Kocinski: „Die Kinder merken, dass sie besser in etwas werden. Sie schaffen Dinge, die sie sich sonst vielleicht gar nicht zugetraut hätten. Vor allem aber merkt man, wie viel Spaß die Schüler*innen haben.“
www.ksv-bochum.de
In der Regenbogen-OGS stemmen die Kids jetzt Hanteln!
Starke Sache: Anna Kocinski (li.), Bereichsleitung Offener Ganztag der Jugendhilfe Essen, Lino Ruppel (hinten, re.), Leiter der Gewichtheber*innen-AG, und die Kinder des OGS der Regenbogenschule brennen fürs Gewichtheben. Fotos: Müller/jhe
Schritt für Schritt: Die Kinder üben nach und nach einzelne Positionen der Gesamtbewegung des Reißens.
Starke Sache: Anna Kocinski (li.), Bereichsleitung Offener Ganztag der Jugendhilfe Essen, Lino Ruppel (hinten, re.), Leiter der Gewichtheber*innen-AG, und die Kinder des OGS der Regenbogenschule brennen fürs Gewichtheben. Fotos: Müller/jhe
Schritt für Schritt: Die Kinder üben nach und nach einzelne Positionen der Gesamtbewegung des Reißens.