Das wilde, sumpfige Gebiet des Emscherbruchs war früher die Heimat von Wildpferden. Urkundlich erwähnt werden sie das erste Mal im Mittelalter. Adelsfamilien hatten damals das Privileg, diese „Emscherbrücher Dickköppe“ zu halten: „Die Pferde wurden auch unter Tage eingesetzt“, erzählt Michael Schwamborn, einer der drei Sprecher der Initiative „Carnap TipTop“. Deshalb zeigt das Karnaper Wappen die „Prame“, eine Rossbremse, mit der die Tiere eingefangen wurden: „An diese enge Verbindung unserer Stadtteil-Historie mit den Wildpferden wollten wir durch die Skulpturen erinnern“, erklärt Schwamborn.
Gegründet wurde die Initiative Carnap TipTop um Rolf Gleißner, Sigrid Hajos und Michael Schwamborn im Februar 2018. Die Mitglieder engagieren sich unter anderem mit Aufräumaktionen für die Verschönerung des Stadtteils und übernahmen auch die Patenschaft für den Karnaper Kreisel. Dort hatten sie bereits Wildblumen gepflanzt und einen Rollrasen ausgelegt, bevor die Idee zur Aufstellung der Rostpferde entstand.
Einsatz für verschiedene JBH-Projekte und -Gewerke
TipTopper Rolf Gleißner hatte von der Jugendberufshilfe gehört und fragte wegen des Auftrags im Shop „Handwerk & Design“ an. Im JBH-Laden an der Rellinghauser Straße 280 werden fast ausschließlich von den Jugendlichen in den Projekten und Maßnahmen gefertigte Produkte angeboten, der Verkauf wird ebenfalls von Teilnehmenden organisiert: „So können sie unter realen Bedingungen lernen, wie der Beruf des Verkäufers funktioniert“, erläutert Elke Ihln-Budde, JBH-Bereichsleitung „Vorbereitung & Orientierung“. „Gemeinsam mit Anleiter Christian Schwarz mussten unsere Teilnehmenden beispielsweise überlegen, wie sie am besten vorgehen, welcher Preis angemessen ist und welches Material verwendet werden sollte.“
Nachdem die Kontur der Pferde gelasert war, schweißten Metallbau-Auszubildende die Füße an die Skulpturen und lackierten die kräftigen Gestelle. Die Anlieferung und Aufstellung der jeweils gut 40 Kilogramm schweren Stahl-Konstruktionen übernahmen Teilnehmende aus dem Garten- und Landschaftsbau der Gemeinwohlarbeit PLUS: „Uns war wichtig, dass die Jugendlichen eine produktive Aufgabe mit Nachhaltigkeit haben, so dass sie hinterher sagen können: ,Schau mal, das haben wir gemacht!‘“, betont Michael Schwamborn.
Für die Zukunft: Stele und LEDs
Nach der Installation am Mittwoch fand Freitag die große Einweihung mit Mitgliedern von Carnap TipTop, der Bezirksvertretung V, der Jugendberufshilfe und zahlreichen Karnaperinnen und Karnapern statt.
Das Projekt ist noch nicht abgeschlossen: Eine Stele soll die Hintergründe zu den rosteisernen Wildpferden für Interessierte zusammenfassen. Zusätzlich könnten die Tiere mit LEDs angestrahlt werden, damit sie auch im Dunkeln gut sichtbar sind.