Dr. Michel Welling, Vorstandsvorsitzender von Rot-Weiss Essen, lässt es sich nicht nehmen, vor rund 50 Schülern zum Einstieg launig den Essener Traditionsverein zu präsentieren: „Ihr habt ein Training bei uns gemacht und bei einem Spiel zugeguckt. Schön, dass wir heute hier bei euch zu Gast sein dürfen. So habt Ihr das schönste Stadion in Essen gesehen – und wir die schönste Schule.“
Zunächst stand Geschichte auf dem Stundenplan: Welling informiert über die Entwicklung des Kultvereins, von Vereinsgründer Georg Melches, Boss Rahn, König Otto Rehhagel, Ente Lippens und Kobra Wegmann bis heute. „Was meint Ihr, wie viele Menschen arbeiten bei einem Heimspiel von Rot-Weiss?“ Die Antwort übersteigt alle Vorstellungen: „Tatsächlich brauchen wir Hilfe von fast 500 Menschen an einem Spieltag.“ Es kommt einiges zusammen: Parkwächter, Sicherheitskräfte, Catering- und Fan-Shop-Mitarbeiter, bis hin zum sportlichen Bereich und der Organisation in der Geschäftsstelle.
500 Menschen arbeiten für einen Spieltag
Welling bittet Yvonne Giel auf die Bühne, die bei Rot-Weiss Essen eine Teilzeit-Ausbildung zur Bürokommunikations-Kauffrau macht und derzeit in der Buchhaltung lernt. Giel kommt über die Jugendhilfe zu RWE und bestellt Fanshop-Artikel nach, die im Lager der JHE an der Schürmannstraße deponiert sind.
Zwei weitere Berufsgruppen werden im Paket vorgestellt: Radio-Reporter Richard Röhrhoff interviewt den gebürtigen Essener Kai Nakowitsch, der bereits mit 18 Jahren eine gute Rolle in der Defensive der ersten Mannschaft von der Hafenstraße spielt: „Ich bin seit sechs Jahren bei Rot-Weiss, also schon ein Jahr länger als Mesut Özil“, ist Nakowitsch als Eigengewächs eng mit dem Verein verbunden. Trotzdem „ist es ein unbeschreibliches Gefühl als Essener Junge vor 10.000 Menschen im Stadion aufzulaufen.“ Sein großes Vorbild ist Mats Hummels, doch ob der blonde Abwehrchef jeweils so weit kommt, hängt auch wiederum von der Gunst von Report Röhrhoff ab, der ironisch einwirft: „Ich entscheide, ob ein Spieler gut ist.“ Weil eine Bilderbuchkarriere eben nicht planbar ist, hat der blonde Abwehrspezialist auch sein Fachabitur an der Gesamtschule Borbeck gemacht und strebt ein Studium im Sportmanagement an. Die Nachricht kommt rüber: Bildung ist wichtig.
Jochen Drewitz, Geschäftsführer der Jugendhilfe Essen, ist begeistert vom Projekt der JHE-Pädagogen Bernadette Biebricher und Torsten Felter – ebenso vom Engagement seines Lieblingsklubs: „Das war klasse. Eine außergewöhnliche Form der Berufsorientierung. Die Schüler waren die ganzen 90 Minuten über konzentriert bei der Sache und haben eine Menge mitnehmen können.“
Mit der klassischen Übergabe des rot-weissen Wimpels auf dem Schulhof wurden auch für die Zukunft weitere Kooperationen besiegelt.