Was passiert, wenn Dornröschen sich nicht vom Prinzen wecken lassen will? Wie kann man sich aus den Fängen einer Hexe befreien, ohne sie zu verbrennen? Und: Ist Hans im Glück noch zu helfen? Für 17 arbeitssuchende Jugendliche bieten die Märchen der Brüder Grimm die Projektionsfläche, um sich mit den eigenen Lebensperspektiven, der Wahl zwischen Passivität oder Freiheit und vor allem der eigenen beruflichen Entwicklung auseinander zu setzen.
Die 17 Jugendlichen, zehn Männer und sieben Frauen, sind Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Integrationsprojektes make:ART Essen, das die defakto GmbH in Kooperation mit dem JobCenter Essen am Katakomben-Theater in Essen-Rüttenscheid "inszeniert". Unter der Leitung einer Theaterpädagogin haben die Jugendlichen Texte recherchiert, Bühnenbild und Kostüme gestaltet und nicht zuletzt geprobt.
Ihr Ziel: Sie suchen über die Mittel des Theaters einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz. Wohl gemerkt: Nicht auf den Brettern, die die Welt bedeuten: Die Jugendlichen wünschen sich Chancen in Handel, Industrie, Verwaltung oder Handwerk.
Das JobCenter Essen fördert das Angebot, weil die Projektarbeit die Jugendlichen mit dem ausstattet, was sie brauchen, um sich den Unternehmen zu präsentieren: wichtige Schlüsselqualifikationen wie Zuverlässigkeit, Team- und Kritikfähigkeit. Die Theaterarbeit stärkt außerdem die für die Bewerbung relevanten Fähigkeiten wie Konzentration, Motorik, Stimme, Ausdruck. In der regelmäßigen Arbeit mit einem Jobcoach erarbeiten die Jugendlichen in dem Integrationsprojekt für sich zudem eine realistische berufliche Perspektive. Während und auch nach der neunmonatigen Projektgesamtlaufzeit erhalten sie EDV- und Bewerbungstrainings und praktische Unterstützung bei der Suche nach Praktika und Ausbildungsplätzen. Ausgewählt wurden die Jugendlichen von ihren Vermittlungsfachkräften im JobCenter Essen.
Premiere als Einladung an Arbeitgeber, Jugendliche kennen zu lernen
Zweimal haben das JobCenter Essen und defakto bei Theaterprojekten bereits zusammen gearbeitet und die Vermittlungsbilanz ist positiv: Im August letzten Jahres konnten sieben Jugendliche im Anschluss an die Theaterarbeit einen Ausbildungsvertrag unterschreiben, ein Jugendlicher erhielt eine Arbeitsstelle. Beim ersten Projekt, bei dem junge Migrantinnen und Migranten auf der Bühne standen und das deshalb einen Schwerpunkt auf die Sprachförderung setzte, erhielten zwei Jugendliche im Anschluss eine Ausbildung, vier starteten in eine ausbildungsvorbereitende Einstiegsqualifizierung bei ihrem zukünftigen Ausbildungsbetrieb.
Wenn die Jugendlichen jetzt am Mittwoch, 28. Februar, um 19:30 Uhr die Premiere ihres Stückes "märchenhaft" nach Motiven der Brüder Grimm feiern, geht es also nicht nur darum, eine Visitenkarte als Schauspielerin oder Schauspieler abzugeben. Die Einladung zur Premiere im Katakomben-Theater ist vor allem auch eine Einladung an Arbeitgeber, die Jugendlichen kennen zu lernen. Eine Bewerbung von der Bühne.
Noch sind die kostenfreien Eintrittskarten verfügbar.
Interessierte reservieren ihr Ticket unter der E-Mailadresse verwaltung@defakto.org.
"märchenhaft“: Bewerbung auf der Bühne