Offener Ganztag: tugendhaft und facettenreich

Corona zum Trotz realisierte die Offene Ganztagsschule Cosmas und Damian noch vor den großen Ferien den Abschluss des Jahres-Projekts „Facettenreich“ mit einem bunten und aussagestarken Wandbild auf dem Pausenhof. Dabei konnten Erkenntnisse aus dem Vorjahr dank der Unterstützung des „Round Tables Essen“ und Landschaftsverbandes Rheinland weitergedacht und ein standortübergreifendes Konzept für weitere Ganztage entwickelt werden.

Facettenreiches Miteinander (v.l.n.r.): Marion Rösmann, OGS-Fachberaterin bei der JHE, Anne Marth, Mitarbeiterin der Jugendhilfe Essen im Offenen Ganztag, sowie die beiden Künstler Jachya Freeth und Susanne Wolff vor der liebevoll gestalteten Wand. Fotos: Capitain/JHE

Von Achtsamkeit bis Wissen: Die Kinder haben durch das Projekt verschiedene Tugenden reflektiert.

Schulleiterin Ulrike Burgsmüller-Günther ist angetan vom imposanten Endergebnis, aber vor allem von der pädagogischen Kraft der Idee: „Die Arbeit im Offenen Ganztag wirkt auf unser Miteinander im gesamten Schulalltag. Die Ergebnisse des Projekts an unserer Schule und der Wandel im Umgang miteinander überzeugen uns sehr.“
Das Oberthema stellt sich den zentralen Fragen des gesellschaftlichen Lebens: „Wer wollen wir sein?“ und „Wie wollen wir miteinander leben?“. Initiator Florian van Rheinberg, zuständig für das Thema politische Bildung beim Jugendamt der Stadt Essen erläutert den Ansatz: „Ausgehend von diesen praktischen Fragen haben wir mit den Kindern, den Lehrerinnen und Lehrern in intensiver Arbeit im OGS-Team unser Arbeitsmodell aus acht Tugenden entwickelt, die einander bedingen, unterstützen und ergänzen. So bekommen die Kinder einen sprachlichen und gedanklichen Zugang, um eigene Emotionen auszudrücken.“

Bewusstsein der acht Tugenden
Diese acht Tugenden sind nun als Kunstwerke auf der Mauer des Schulhofs zu bewundern: Die OGS-Kids haben Wissen, Mut, Fürsorge, Verantwortung, Achtsamkeit, Dankbarkeit, Mut und Humor mit Unterstützung des Künstlerpaares Susanne Wolff und Jachya Freeth in bunten Figuren an die Wand gebracht. Die beiden Künstler haben schon in der Vergangenheit gemeinsam mit van Rheinberg vor allem im Essener Südostviertel mehrere Jugend-Kunstprojekte umgesetzt.
„Achtsamkeit bedeutet, dass man beim Spielen aufeinander aufpasst“, erklärt die zehnjährige Rahel und zeigt auf einen meditierenden Diamanten auf der Mauerfläche. Chi hat bei der Malaktion gelernt „mutig zu sein und kreativ“. Und Jesse (7) fand einfach: „Es hat großen Spaß gemacht, das alles aufzumalen.“ Während der Umsetzung verstanden sich die begleitenden Künstler als „Mediatoren, um die Kinder bei der Reflexion ihrer Persönlichkeit zu unterstützen“.

Anne Marth, Mitarbeiterin der Jugendhilfe Essen im Offenen Ganztag, hat mit ihren Kolleginnen und den Schülerinnen und Schülern die Tiefen der Tugenden erforscht: „In der Vorstellung schimmert jede Tugend anders; so wie jeder Edelstein anders und einzigartig ist. Wir stellen uns vor, dass jedes Kind – jeder Mensch – eine Edelsteinhöhle in seinem Herzen hat. Wir schaffen eine zwischenmenschliche Basis für einen lebendigen und fröhlichen Schulalltag“, so die Erzieherin, „in dem Unterschiedlichkeit und Besonderheit Platz haben.“
Florian van Rheinberg fasst das Gesamtkonzept wie folgt zusammen: „Wir unterstützen die Kinder darin, sich in unserer Gesellschaft und den demokratischen Prozessen zurecht zu finden.“ Und Amelie Knoop aus dem Ganztagsteam bricht das Thema auf den Arbeitsalltag runter: „Ich bin erst seit einem Jahr hier in der OGS. Das Projekt war der perfekte Einstieg. Das Thema begleitet uns ständig wie ein roter Faden, der sich durch unser Schulleben zieht.“

Idee soll auf weitere OGS-Standorte ausgerollt werden
Facettenreich baut auf einen gemeinschaftlichen Prozess: Alle müssen ran! „Es verschwimmen auch die formalen Grenzen zwischen Ganztag und Unterricht. Auch die Fachkräfte sind gefragt, eigene Haltungen zu überdenken“, so Marion Rösmann, OGS-Fachberaterin bei der Jugendhilfe.
Aus ihrer Sicht kann das Thema gut auf andere Schulen ausgeweitet werden: „Damit weitere Standorte von den positiven Erfahrungen profitieren können, wurde die Vielfalt von Tugendhaftigkeit in praktische, alltagstaugliche Sprache überführt.“
Erzieherin Marth führt hier weiter aus: „Wir entwickeln hier vor Ort ein pädagogisches Grundmodell, mit dem wir die Kinder fantasievoll stärken können.“ Die Inhalte werden in einem Handbuch zusammengefasst, welches flächendeckend als Basislektüre zur Schulung der pädagogischen Kräfte dienen soll.

Die Reflektion und der Umgang mit eigenen und fremden Emotionen stärkt die individuelle Persönlichkeit und gleichzeitig die Gemeinschaft.
Die beste Basis für ein lebendiges, fröhliches – und facettenreiches! – Miteinander.

Facettenreiches Miteinander (v.l.n.r.): Marion Rösmann, OGS-Fachberaterin bei der JHE, Anne Marth, Mitarbeiterin der Jugendhilfe Essen im Offenen Ganztag, sowie die beiden Künstler Jachya Freeth und Susanne Wolff vor der liebevoll gestalteten Wand. Fotos: Capitain/JHE

Von Achtsamkeit bis Wissen: Die Kinder haben durch das Projekt verschiedene Tugenden reflektiert.

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