Damals galt es, die Vorstellungen von Kindern aus 34 Nationalitäten in Einklang zu bringen. In der Praxis ist das wirklich nicht einfach: „Deshalb hatten wir die Idee, den Kindern Tugenden beizubringen“, erinnert sich Anne Marth, „im Gegensatz zu Werten sind diese unabhängig von Religion und Kultur und werden allgemein anerkannt. Dadurch eignen sie sich besonders gut als Grundlage für die Vielfalt an der Schule.“
Schüler*innen zeigen, was in ihnen steckt
So abstrakt kann man den Schüler*innen das Prinzip natürlich nicht vermitteln. Stattdessen werden die Tugenden durch Edelsteine symbolisiert, die die Kinder sammeln und pflegen: „Auf diese Weise geben wir ihnen ein Hilfsmittel an die Hand, um zu zeigen, was in ihnen steckt“, erklärt Facettenreich-Koordinatorin Marth. Zu Beginn des Projekts wurden verschiedene Tugenden erprobt, bis sich schließlich acht davon als Kern herauskristallisierten: Achtsamkeit, Mut, Friedlichkeit, Selbstfürsorge, Verantwortung, Dankbarkeit, Wissen und Kreativität.
Was überhaupt eine Tugend ist, veranschaulichen den Kindern Spiele, Geschichten und andere Aktivitäten, die Marth und weitere Beteiligte mit der Zeit entwickelt haben. So ist die Angebotspalette seit der ersten Entstehung im August 2018 stetig gewachsen – auch durch externen Input. Besondere Highlights waren zwei gemeinsame Aktionen mit den Künstler*innen Susanne Wolff und Jachya Freeth. Zusammen mit den Schüler*innen gestalteten sie die Tugenden als Bilder und brachten diese mit den Kindern auf die Mauern der Cosmas-und-Damian- sowie der Adolf-Reichwein-Schule. „Das erste Wandbild haben wir während der Corona-Zeit gemalt“, erinnert sich Anne Marth, „für die Kinder war das ein wirklicher Lichtblick in der Pandemie.“
Veränderung in Ganztag und Schule
Nachdem sich der Erfolg von Facettenreich an der Cosmas-und-Damian-Schule bestätigt hatte, ist die neue pädagogische Methode mit Hilfe eines eigens entwickelten, 100-seitigen Praxishandbuchs und speziellen Schulungen im letzten Frühjahr an zehn Essener Schulen als Pilotprojekt gestartet. Dabei findet einmal die Woche mit zehn Kindern eine AG im Team Übungsleiter*in und Erzieher*in statt.
Ende März ist Facettenreich nun in die nächste Runde gegangen und an zehn weiteren Schulen im Stadtgebiet angelaufen. Anne Marth plant schon die nächsten Durchgänge, denn über kurz oder lang soll die Initiative durch alle Ganztage gehen. Sie ist von dem erfolgreichen Projekt überzeugt: „Ich bin mir sicher, dass es an vielen Schulen eine Veränderung geben wird.“
Offener Ganztag der Jugendhilfe Essen
Projekt „Facettenreich“
OGS: „Facettenreich“ an immer mehr Grundschulen