„Ich habe von Bekannten gehört, dass es die Möglichkeit zur Teilzeitausbildung gibt“, erzählt die 23-Jährige. „Das JobCenter hat mir dann verschiedene Berufe vorgeschlagen. Ich entschied mich für eine Ausbildung als Bürokauffrau, weil ich den Beruf in ganz verschiedenen Branchen ausüben kann.“ Bereichsleiter Friedel Hermsen ergänzt mit Blick auf die Familiensituation: „Die Ausbildung zu verkürzen ist eine tolle Leistung. Auch die Berufswahl hat Perspektive. Das ist erfahrungsgemäß ein schöner Beruf, um stundenweise zu arbeiten.“
Die Ausbildung in Teilzeit bei der Jugendhilfe Essen erfolgt in Kooperation mit Betrieben. Gulnara Shamoian arbeitete seit dem 21. September 2009 bei der LEG Wohnen NRW GmbH und machte dort ihre praktischen Erfahrungen. Vier Stunden in der Woche kam die junge Mutter in die Zentrale der Jugendhilfe und wurde von den Sozialpädagoginnen Claudia Denkhaus und Regina Pfränger beraten und von Lehrer Sadeq Seleman unterrichtet, der zum Ausbildungserfolg gratuliert: „Wir bewundern Ihr Engagement und sind stolz auf Ihre Leistung.“
Die Georgierin reicht die Blumen zurück: „Unterricht und Beratung bei der Jugendhilfe waren wichtig für mich, da man nicht nur Antworten auf die schulischen Fragen bekommt, sondern auch Hilfe bei persönlichen und organisatorischen Problemen.“ Das Pädagogen-Team der JHE konnte Shamoian „Vorurteile und Angst vor der Tagesmutter“ nehmen, sodass demnächst das zweite Kind der Familie auch dort versorgt wird. Auch bei Fragen zur Einbürgerung unterstützten die Experten die junge Frau, die vom Angebot begeistert ist: „Ich kann nur raten die Chance der Teilzeitausbildung nutzen. In Vollzeit würden das nicht viele Mütter schaffen.“
Sie selbst hat das Beste aus Ihrer Situation gemacht. Im Mai erwartet Gulnara Shamoian ihr zweites Kind. Nach einem Jahr Elternzeit möchte sie „wieder durchstarten“ und kann auch dank ihrer abgeschlossen Berufsausbildung voller Hoffnung in die Zukunft blicken.
Doch auch neben formalen Kriterien bringt die Bürokauffrau eine Menge Erfahrung und Qualitäten mit. Nicht wenige Betriebe hätten gerne eine Mitarbeiterin in ihren Reihen, die sieben Sprachen spricht: „Meine Muttersprache ist kurdisch, in Georgien haben wir in der Schule russisch gesprochen, meine Großeltern leben in Frankreich, in Deutschland kamen noch Deutsch und Englisch dazu und mein Mann ist Serbe.“
Text und Fotos: Tani Capitain
Prüfung vorgezogen:
verkürzte Teilzeitausbildung bestanden