Die 2012 ins Leben gerufene SJSA der Jugendhilfe Essen hat eine frühe berufliche Orientierung zum Ziel. Eine Möglichkeit dazu ist das bereits lange ausgebuchte Planspiel. Jugendliche erleben dabei besonders intensiv und abwechslungsreich den Berufseinstieg. „Den Schülern wird ein Raum gegeben, in dem sie sich spielerisch mit der Zeit nach der Schule auseinandersetzen können“, erklärt Torsten Felter von der SJSA das Konzept.
Am 4. Juli 2013 wird das Jugend- und Bildungszentrum Villa Rü in Essen Rüttenscheid Ort der Veranstaltung. Die Schüler der achten Klasse der Berta von Suttner-Realschule müssen sich allerdings erst einmal mit der Idee anfreunden: Innerhalb von acht Planspiel-Wochen haben sie das Ziel, sich eine gesicherte Existenz – Job und Wohnung inklusive – zu schaffen. Vertreten werden einzelne Anlaufstationen und Institutionen durch Stände, die von Mitarbeitern der SJSA besetzt sind: Es gibt eine Bank, einen Kiosk, das JobCenter, mehrere Berufe und eine Beratung für Notfälle.
Die Jugendlichen merken in den ersten 15-minütigen Wochen schnell, dass das Leben nicht immer einfach ist. Hat man mit Mühe und Not das Vorstellungsgespräch gemeistert, geht es schnell runter zum Job – Verspätungen sind wie im echten Leben nicht gerne gesehen. War man noch am Kiosk und bei der Bank, bleibt kaum Zeit, eine Wohnung zu suchen: Welche will man überhaupt? Nach einer halben Stunde sind die Teenager voll im Spiel und keiner ist auf den Treppen vor Schülern sicher, die von Station zu Station hetzen.
„Das Planspiel bietet den Schülern viel Spaß, viel schnelle Action und viel Planarbeit“, beschreibt Manuela Langfeldt von der JHE das rasante Treiben. Das sieht man auch an der Beteiligung der Schüler. Keiner redet über die Fernseh-Sendung vom letzten Abend, denn alle sind mitten im Spiel und haben nur ihre Erlebnisse und Erfolge als Gesprächstoff. Die schauspielerischen Talente der Mitarbeiter und Ehrenamtler tragen ihren Teil zur Realitätsnähe bei.
Das Planspiel hat einen so großen Lerneffekt, weil die meisten Jugendlichen noch keine Erfahrungen mit dem beruflichen Alltag haben. „Viele konnten sich vor dem Spiel sicher nicht vorstellen, wie schwierig das spätere Leben tatsächlich werden kann“, fasst eine Schülerin ihre Eindrücke bei der abschließenden Feedback-Runde zusammen. Bewerbungsgespräche, der Umgang mit Behörden, aber auch das Auftreten allgemein sollten den Jugendlichen nach dem Planspiel allerdings deutlich leichter fallen. Trotz der ganzen Hektik gehen die Schüler gut gelaunt nach Hause. Das Leben ist vielleicht nicht immer ein Spiel – das Planspiel eben schon.
Text und Fotos: Alexander Müller
SJSA: Das ganze Leben ist ein (Plan-)Spiel