Sant’Anna di Stazzema 1: Gelebter Geschichtsunterricht

Acht Jugendliche der Jugendhilfe Essen gGmbH sind seit Dienstag vergangener Woche im italienischen Sant’Anna di Stazzema. 1944 brachte dort die Waffen-SS 560 Menschen um. In der Nordtoskana arbeiten die JHE-Auszubildenden nun gemeinsam mit Jugendlichen aus Moers und Kleve deutsch-italienische Geschichte auf und bringen ein Geländer auf dem Weg zum Mahnmal oberhalb des Ortes an.

Kurz vor der Abfahrt nach Italien: Kirsten Talaszus,<br>Sozialpädagogin Regina Pfränger, Erdal Cardakli<br>(Foto: Tani Capitain)

Blick auf Häuser des Ortes Sant'Anna<br>di Stazzema von der Kirche aus gesehen:<br>oben links das Mahnmal, links das Museum<br>der Resistenza (Foto: Hans Peter Schaefer)

Willkommene Abwechslung: In der<br>Mittagspause als Zuschauer beim<br> Giro d'Italia (Foto: Tani Capitain)

Früh am Morgen des 12. August 1944 überfällt die deutsche Waffen-SS Sant’Anna di Stazzema, ein Bergdorf in der Nordtoskana. Keine drei Stunden später sind 560 Menschen tot, die meisten von ihnen Frauen und Kinder. Der damals 10-jährige Enrico Pieri überlebt im Versteck unter der Treppe und muss mitansehen, wie seine Eltern und seine zwei Schwestern auf dem Kirchplatz umgebracht werden.

Dieses Jahr im Januar kommt Pieri als Gast nach Essen, besucht Schüler der 10. Klasse der Erich-Kästner-Gesamtschule und schildert das Erlebte aufmerksamen und tief berührten Teenagern. In Sant’Anna hält der 75-Jährige gemeinsam mit seinem Leidensgenossen Ennio Mancini im Museum der Resistenza die Erinnerung wach. Weiter oberhalb symbolisiert ein Mahnmal den schlimmsten Tag ihres Lebens.

Am letzten Dienstag trafen acht Jugendliche, die bei der Jugendhilfe Essen ihre Berufsausbildung absolvieren, nach 19 Stunden Busfahrt in Italien ein, um beim Projekt „Sant’Anna die Stazzema – Jugend gestaltet Zukunft“, initiiert und finanziert vom Landschaftsverband Rheinland, mitzumachen.

Für den zukünftigen Fachlageristen Erdal Cardakli ist die Fahrt alles andere als eine bedrückende Geschichtseinheit: „Ich bin stolz drauf, dass wir helfen können. Ich freue mich auf die Arbeit, aber auch auf die neuen Erfahrungen und Kontakte.“ Sozialpädagogin Pfränger bestätigt den offenen Zugang der Teilnehmer: „Viele Auszubildende haben schon vor der Fahrt gefragt, ob sie am Ende ein Zeugnis bekommen, das sie später zu ihren Bewerbungsunterlagen legen können.“

Neben praktischer Arbeit und aktiver Geschichtsbewältigung stehen auch Touren ans Meer und nach Florenz auf dem Programm. Die kommende Hauswirtschafterin Kirsten Tallaszus sieht die Reise als Motivation für das spätere Berufsleben: „Man kann es auch so sehen: Das ist das erste Mal, dass mir ein Arbeitgeber einen Auslandaufenthalt ermöglicht.“

Kurz vor der Abfahrt nach Italien: Kirsten Talaszus,<br>Sozialpädagogin Regina Pfränger, Erdal Cardakli<br>(Foto: Tani Capitain)

Blick auf Häuser des Ortes Sant'Anna<br>di Stazzema von der Kirche aus gesehen:<br>oben links das Mahnmal, links das Museum<br>der Resistenza (Foto: Hans Peter Schaefer)

Willkommene Abwechslung: In der<br>Mittagspause als Zuschauer beim<br> Giro d'Italia (Foto: Tani Capitain)

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